Männer als Erzieher: "Kindern kann man nichts vormachen"

von Julian Bergmeier


Erzieher Tobias hat seine "Mäuse"-Gruppe gut im Griff. Fotos: Julian Bergmeier
Erzieher Tobias hat seine "Mäuse"-Gruppe gut im Griff. Fotos: Julian Bergmeier

Danndorf. Als einer von wenigen hat sich Tobias König für den Beruf des Erziehers entschieden. In der Danndorfer Kita "Rappelkiste" ist er damit der einzige männliche Kollege unter den 20 Mitarbeitern.


Seelenruhig sitzt Tobias auf seinem Stuhl an dem kleinen Kindertisch und schneidet Ritterhelme aus Papiertüten, während um ihn rum Kinder toben. Einige essen, einige malen, andere toben auf dem Sofa. Doch der 30-Jährige wirkt gelassen. Insgesamt 25 Kinder im Alter zwischen drei und sechs Jahren betreut Tobias zusammen mit zwei Kolleginnen in der Danndorfer "Mäuse"-Gruppe.

"Starke Nerven, ein ruhiges Wesen und Belastbarkeit sollte man schon mitbringen", erklärt Tobias. Warum er ausgerechnet Erzieher werden wollte? "Ich bin familiär sehr geprägt. Meine Mutter ist Lehrerin, mein Großvater auch, meine Tante ist auch Erzieherin. Die Entscheidung, mit Kindern arbeiten zu wollen, fiel bei mir nach dem Zivildienst in einer Jugendherberge."

Es folgten die Ausbildung in Kassel und Wolfsburg, später die ersten Erfahrungen als Erzieher in einer Hortgruppe. Dann, nach der Auflösung des Hortes, der Umzug in die Mäuse-Gruppe. Das war vor zwei Jahren.Seitdem arbeitet Tobias als einziger männlicher Erzieher in der Danndorfer Einrichtung. Ob es ihn stört, "alleine unter Frauen" zu sein?

"Frauen könne ja auch Männerberufe machen"


"Ich bin immer froh, wenn man Klischees ein bisschen aufbricht. Genauso gut können Frauen ja auch Männerberufe machen", sagt er und lacht. Besonders vor dem Hintergrund, dass es immer mehr alleinerziehende Mütter gibt, sei es wichtig, dass Kinder eine Vaterrolle vorgelebt bekommen, sagt Tobias, und schiebt gleich hinterher: "Ich möchte aber definitiv kein Vaterersatz für eines der Kinder sein." Negative Erfahrungen mit Eltern habe er noch nicht gemacht. Dumme Kommentare – Fehlanzeige.

"Ich finde es toll, dass ein männlicher Erzieher hier in der Kita arbeitet. Besonders für die Jungs ist es perfekt, die haben dann jemanden zum Ball spielen, bei dem es auch mal ein bisschen rabiater zugehen kann", erklärte Jana Gebel, deren Sohn Elias in Tobias Gruppe geht. Auch Ramona Deuter, deren Tochter Nelli ebenfalls zu den "Mäusen gehört, ist von einem Mann als Erzieher überzeugt: "Ich sehe es sehr positiv. Tobias bringt Schwung und neue Ideen mit. Außerdem ist es gut für das Rollenverständnis der Kinder. Die lernen, dass 'Erzieher' auch ein Job für Männer sein kann und nicht nur für Frauen." Auch Annette Müller, Kita-Leiterin der "Rappelkiste", weiß ihren Mitarbeiter zu schätzen: "Es herrscht einfach ein anderes Klima unter den Kolleginnen[image=480098 alignleft], wenn ein Mann mit dabei ist. Und unter 19 Frauen als einziger Mann – Hut ab!" Insgesamt wünscht sich Müller mehr Männer als Erzieher. "Bisher war es so, dassdie meisten männlichen Erzieher, die in diesem Bereich arbeiten, in dieKindergartenleitung gehen und dann mit der eigentlichen Arbeit in den Gruppen nur noch wenig zu tun haben."

Man(n) darf auch mal traurig sein


Tobias sitz noch immer auf seinem Stuhl, den er bis auf Kindertisch-Größe herunterfahren kann. Aber jetzt malt er mit einigen Mädchen bunte Bilder. Ist es schwierig für ihn, immer gut gelaunt zu sein? "Klar kann man auch mal traurig sein. Man muss dann nur ehrlich sein und mit den Kindern darüber reden. Es bringt nichts wenn man sich verstellt, denn Kindern kann man nichts vormachen".


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