Ob schwarz, weiß oder schwarz-weiß gestreift: Täter bleibt Täter!

von Nick Wenkel


Nur eine Handvoll Beispiele des im Text beschriebenen Phänomens. Screenshots: Facebook
Nur eine Handvoll Beispiele des im Text beschriebenen Phänomens. Screenshots: Facebook

Zahlreiche Polizeimeldungen trudeln täglich in unserer Redaktion ein. Viele von diesen beschreiben Tathergänge und Verbrechen, die für einen normal denkenden und normal handelnden Bürger schwer nachzuvollziehen sind. Dass man bestimmte Geschichten genau hinterfragt, um zu verstehen, warum die Person so etwas tat, ist in diesem Fall ganz normal. Nicht aber: Die Hautfarbe.


Mindestens so häufig wie das Amen in der Kirche, erreichen unsere Redaktion Mails und Kommentare mit der Frage nach der Nationalität oder der Hautfarbe der Täter. Warum? Ich möchte ja gar nicht ausschließen, dass in einigen Fällen natürlich auch von Belang ist, woher der eigentliche Täter nun kam. Gerade bei Terroranschlägen ist die Frage nach der Herkunft des Angreifers logischerweise zu klären - allerdings nur um nachzuvollziehen, wie so etwas passieren konnte und vor allem, wie man in Zukunft etwas ähnliches verhindern kann.

(Wenige) Gegenbeispiele


Nun passieren allerdings nicht jeden Tag irgendwelche Terrorangriffe - glücklicherweise! Es geschehen Verbrechen, die natürlich auch schlimm sind, aber doch nicht mit irgendeiner Nationalität begründet werden können und dürfen. Und dennoch hagelt es Mails und Kommentare, in denen nach der Nationalität des Täters gefragt wird. Oft wird unserer Redaktion dabei sogar vorgeworfen, Sachen zu verschweigen. Um das klar zu stellen: Wir berichten nur das, was wir in Erfahrung bringen konnten und die Polizei berichtet alles, was für ihre Ermittlungen hilfreich sein könnte. Klar, bei einer Täterbeschreibung wird natürlich oft die Nationalität oder die Hautfarbe des Verdächtigten genannt. Aber nur um die Person schnell ausfindig zu machen. Wenn der Täter dann geschnappt wurde und anschließend eine Mitteilung der Polizei kommt, spielt es doch in erster Linie keine Rolle mehr, ob er, sein Vater, seine Mutter oder seine Cousine zweiten Grades früher mal für sechs Monate in Syrien gelebt hat. Am wichtigsten ist doch, dass ein krimineller Mensch nun hinter Gittern sitzt - egal ob er schwarz oder weiß ist.

Frage grenzt an Perversität


Was habe ich davon, wenn ich weiß, dass ein Messerstecher an einer Berufsbildenden Schule in Goslar womöglich ausländische Wurzeln hat - was er, ganz nebenbei, nicht hatte (wir berichteten). Was macht man mit einem solchen Wissen, außer Hass gegen eine bestimmte Bevölkerungsgruppe zu entwickeln, das oft nur auf Ignoranz und einer einseitigen Sicht der Dinge begründet ist. Ein Mensch sticht einem Mädchen in den Hals und die erste Frage ist, wo er geboren wurde? Grausam, das grenzt schon an Perversität. Hier sind Vorschläge für sinnigere Fragen: Wie geht es dem Mädchen nun? Wie geht es den Kindern, die das gesehen haben? Wie hasserfüllt kann ein 19-Jähriger sein?

Und mal ganz unter uns: die Mails, in denen unbekannte Bürgernach der Nationalität der Täter fragen, sind teils so ein grammatikalischer Unfug, dass es angebrachter wäre, die Schreiberlinge nach ihrer Herkunft zu fragen.


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