Wettbewerb Rabenberg: Marktplatz wird zum Wohnzimmer


Preisträgerin Anna-Lena Heller (Mitte) mit Marion Merk von Leibniz Universität Hannover (3. v. l.) und Stadtbaurat Kai-Uwe Hirschheide (2. v. l.) sowie weiteren Mitgliedern des Preisgerichts. Foto: Lars Landmann
Preisträgerin Anna-Lena Heller (Mitte) mit Marion Merk von Leibniz Universität Hannover (3. v. l.) und Stadtbaurat Kai-Uwe Hirschheide (2. v. l.) sowie weiteren Mitgliedern des Preisgerichts. Foto: Lars Landmann | Foto: privat

Wolfsburg. Wohnzimmer, Esszimmer, Kinderstube, Balkon und Garten – Der Marktplatz im Stadtteil Rabenberg wird für einige Zeit zur temporären Wohninstallation. Das ungewöhnliche Experiment will die Bewohner aus den eigenen vier Wänden locken zu gemeinsamen Aktivitäten, Gesprächen und dem gegenseitigen Kennenlernen. Das teilt die Stadt Wolfsburg mit.


Mandy Hütt und Anne-Lena Heller von der Leibniz Universität Hannover, Institut für Landschaftsarchitektur haben das Projekt einer Wohngemeinschaft auf Zeit entwickelt, in der die Anwohner zusammenkommen sollen. Mit dem ungewöhnlichen Tausch von Innen- und Außenraum überzeugten sie die Jury des Wettbewerbs "Nimm Platz! Wolfsburg" unter Leitung von Professorin Susanne Pfleger, Leiterin der Städtischen Galerie Wolfsburg.

Der Quartiersplatz am Rabenberg ist 1960 entstanden, mit Natursteinmauern gefasst und von kleinen Läden umgeben. Er gehört zu den besonderen grünen Orten Wolfsburgs. Alte Eichen bieten Schattenplätze, doch die Jahre sind nicht spurlos vorrübergegangen. Trotz Pizzeria, Bäckerei und Kinderkrippe geht es eher beschaulich zu, fast wie im "Dornröschenschlaf", sagt Projektleiterin Esther Orant. "Unser Ziel ist es, dem eigentlich sehr schönen Ort durch ein zeitlich begrenztes Projekt einen Impuls und öffentliche Aufmerksamkeit zu geben."

Anlass war das Stadtjubiläum


Den eingeladenen Ideen- und Realisierungswettbewerb für Studierende hatte das Forum Architektur zum 80-jährigen Jubiläum der Stadt Wolfsburg ausgelobt. Vier Lehrstühle von drei verschiedenen Hochschulen aus Hildesheim, Braunschweig und Hannover waren eingeladen zur Auseinandersetzung mit dem Marktplatz. Gesucht waren temporäre Projekte, Aktionen oder Installationen, die animieren hier wieder "Platz zu nehmen". Dreißig jungen Menschen hatten sich Mitte April eingelassen auf einen dreitägigen Workshop vor Ort mit Experteninterviews, einer Bürgerwerkstatt und vielen kleinen Einzelgesprächen. Daraus waren erste Ideen gereift und später an den Hochschulen weiterentwickelt worden.

Das prämierte Projekt der "Raben-WG" bildet auf rund 620 Quadratmetern den Grundriss einer Wohnung ab, die mit einer Grundausstattung versehen wird. "Genug Platz also, um sich häuslich einzurichten", sagt Anna-Lena Heller. Tauschbücherregal, Palettenmöbel, tapezierte Wände mit Bildern und Spielangebote bieten neue Anlässe zum Aufenthalt. Daneben sind die rund 2.400 Bewohnerinnen und Bewohner des Rabenbergs eingeladen, die Wohngemeinschaft mit zu gestalten mit persönlichen Dingen wie Fotos und Dekoration oder einem Kuchen für die gemeinsame Einweihungsparty.

Viel Potential für einen gemeinsamen Beginn


"Die Idee, den Platz tatsächlich in Besitz zu nehmen und als Teil des eigenen Alltags zu begreifen hat uns fasziniert", erklärt Stadtbaurat Kai-Uwe Hirschheide. "Wir sehen hier viel Potential für den Beginn eines gemeinsamen Weges am Rabenberg, aber auch Offenheit für die möglichen Ziele." Von einer Pflanze, "die langsam wachsen muss, aber auch Kümmerer braucht", spricht Ines Wittenborn, die sich als Anwohnerin des Rabenbergs für einen Platz in der Jury beworben hatte und gemeinsam mit Sabine Strodtmann die Interessen der Nutzer vertrat. "Wir freuen uns, dass es jetzt los geht."

Unter den sechs eingereichten Projekten des Wettbewerbs wurde darüber hinaus eine Anerkennung ausgesprochen für das Projekt "Leben im Wald" von Marie Salvatge und Thomas Vogel, die ebenfalls an der Leibniz Universität Hannover im Master Landschaftsarchitektur studieren. Alle Ideen werden am Samstag, 23. Juni ab 11 Uhr auf dem Marktplatz Rabenberg noch einmal zu sehen sein und von den Studierenden im Detail erläutert. Das Forum Architektur lädt hier zum "Platz nehmen" bei Kaffee und Kuchen ein. Das prämierte Projekt wird im Spätsommer realisiert.


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