Wolfsburg sucht Kandidaten für Integrationspreis 2017


Daniela Engelbrecht und Nadja Kusel vom Diakonischen Werk Wolfsburg. Foto: Stadt Wolfsburg
Daniela Engelbrecht und Nadja Kusel vom Diakonischen Werk Wolfsburg. Foto: Stadt Wolfsburg | Foto: Stadt Wolfsburg

Wolfsburg. Für den mit 10.000 Euro dotierten Wolfsburger Integrationspreis können sich Engagierte bis zum 10. September 2017 bewerben. Die Preisübergabe wird am 28.Oktober in der Bürgerhalle des Wolfsburger Rathauses gebührend gefeiert. 2015 ging der Preis unteranderem an das Diakonische Werk Wolfsburg. Dieses ermutigt zur Integration.


„Wir benötigen die Mitarbeiter aus dem Ausland, weil wir bei uns besonders im Pflegebereich einen chronischen Fachmangel haben“, erklärt Daniela Engelbrecht, Personalleiterin beim Diakonischen Werk. Deshalb geht das Dienstleistungsunternehmen in die Offensive und rekrutiert im Ausland seit 2014 Fachkräfte beziehungsweise seit 2015 Auszubildende für den Bereich Altenpflege. „Wenn wir Menschen nach Wolfsburg holen, dann ist es unser Anspruch, dass sie sich hier wohlfühlen. Deshalb wollen wir sie auf dem Weg der Integration unterstützen“, betont Daniela Engelbrecht.

Nadja Kusel, Personalreferentin beim Diakonischen Werk beschreibt, wie die Kontaktaufnahme funktioniert: „Wir veröffentlichen auch englischsprachige Stellenausschreibungen im Internet, arbeiten mit der Agentur für Arbeit ebenso zusammen, wie mit der Zentralen Auslandsvermittlung, die uns manchmal auch Bewerbungsunterlagen zukommen lässt. Oft läuft der erste Kontakt zu den Menschen in ihrem Heimatland über Skype-Interviews. Wir profitieren also stark von den neuen Medien und der Tatsache, dass die Azubis, die aus Drittstaaten kommen, miteinander kommunizieren. Es soll sogar eine Facebook-Seite geben, die uns als Arbeitgeber empfiehlt. Dieser Weg funktioniert so gut, dass wir in diesem Jahr zum dritten Mal eine eigene Ausbildungs-Klasse für Menschen mit Migrationshintergrund einrichten können.“

Grundsätzlich können sich natürlich auch Flüchtlinge von hier bewerben. Diese kommen aber vielfach ohne Schulzeugnisse. Die Ausbildung in der Altenpflege erfordert allerdings ein beglaubigtes Zeugnis mit Abschluss der Sekundarstufe I. „Prinzipiell ist der Weg für alle offen“, erklärt Daniela Engelbrecht. „Wir rekrutieren Mitarbeiter aus dem Ausland, weil wir unseren Bedarf in Wolfsburg oder auf dem nationalen Markt nicht decken können.“

Wie geht es weiter, wenn Menschen, die hier ihre Ausbildung absolvieren wollen, nach Wolfsburg kommen? „Wir vermitteln beispielsweises - für das erste Jahr oder länger - möblierten Wohnraum, unterstützen bei allen Prozessen rund um Dokumente, Visum, Kontoeröffnung oder Krankenkasse und begleiten unsere Azubis bis zum B2-Sprachniveau“, berichtet Nadja Kusel. „Wir helfen bei individuellen Notlagen und unterstützen bei der Familienzusammenführung. Und bevor die Ausbildung startet, können unsere Azubis schon vorher anreisen, Wolfsburg kennenlernen und einen Intensiv-Sprachkurs besuchen. Einige Auszubildende holen, nach bestandener Probezeit, ihre Familien nach Deutschland. Gerne helfen wir nicht nur bei der Familienzusammenführung, sondern auch bei einer möglichen Jobvermittlung der Ehepartner und bei der Anmeldung in Kitas und Schulen im Raum Wolfsburg. Die Familienzusammenführungen und die Weiterempfehlung einer Ausbildung bei uns im Unternehmen ist positives Zeichen dafür, dass sie bei uns gut angekommen sind.“

Für die erfolgreiche Integration ihrer Mitarbeiter leistet das Unternehmen sehr viel. „Wir haben Mitarbeiter und Führungsriege in interkultureller Kommunikation und Willkommenskultur geschult“, berichtet Daniela Engelbrecht. „Und wir organisieren eine Willkommensveranstaltung, an denen sich alle neuen Auszubildenden eines Jahrgangs untereinander kennenlernen können. Außerdem vermitteln wir nicht nur Wohnraum, wir haben auch selbst neu gebaut.“ Zudem organisiert das Diakonische Werk Patenschaften für die neuen Mitarbeiter, die nach Deutschland kommen. Dabei kommt es oft zu intensiven Beziehungen. „Für eine schwangere Auszubildende von den Philippinen fungiert beispielsweise eine ehemalige Mitarbeiterin quasi als Vertrauensperson und wird dabei von ihrer ganzen Familie unterstützt“, berichtet Daniela Engelbrecht. „Generell interpretieren wir unser Engagement sehr weit. So sorgen wir nicht nur dafür, dass die Kinder der ausländischen Mitarbeiter in der Schule gut aufgenommen werden, sie bekommen von uns auch die erste Schulausstattung.“

„Die Menschen kommen mit fast allen Problemstellungen zu uns, so dass wir auf Grund unserer Ressourcen in der Personalabteilung im Rahmen der Betreuung auch manchmal Grenzen ziehen müssen bzw. die Anliegen an zuständige Behörden delegieren müssen“, berichtet Daniela Engelbrecht. „Gleichzeitig bekommen wir manchmal auch den Neid von einigen Mitarbeitern zu spüren, die sich gegenüber ihren ausländischen Kollegen benachteiligt fühlen. Gerade im Hilfskraftbereich, vermuten viele, dass es dafür bei uns genug Personal gäbe. Dem ist aber nicht so. Drittstaatler bekommen den Aufenthaltsstatus sowie die Arbeitserlaubnis nur dann, wenn der Bedarf an Mitarbeitenden in diesem Bereich nicht am deutschen Arbeitsmarkt abgedeckt werden kann und der Beruf als ein sogenannter reglementierter Beruf von der Europäischen Kommission klassifiziert worden ist.“

Welche Bedeutung hat der Preis?


„Für uns ist die wichtigste Anerkennung, dass Stadt und Öffentlichkeit unsere erfolgreichen Integrationsbestrebungen wahrnehmen“, betont Daniela Engelbrecht. „Außerdem wird sichtbar, dass auch wir auf Unterstützung angewiesen sind. Darüber hinaus sehen auch andere, wie unser Weg funktioniert. Das Preisgeld fließt in einen Topf, aus dem wir beispielsweise die Erstausstattung für die Einschulung bezahlen oder einen Wohnungsleerstand überbrücken. Nicht zuletzt hat der Integrationspreis einen ganz wichtigen Effekt: Er öffnet weitere Türen.“


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